Jacksonville Jaguars stellen Stadionentwürfe vor

Die Jacksonville Jaguars haben konzeptionelle Entwürfe für den Umbau des TIAA Bank Field vorgestellt. An dem Projekt wurde fast drei Jahre lang gearbeitet und es soll ein erster Schritt der Umgestaltung von Downtown Jacksonville sein.

Bereits seit 1995 trägt die NFL-Franchise der Jacksonville Jaguars ihre Heimspiele im heutigen TIAA Bank Field im Herzen von Jacksonville aus. Das 84.000 Zuschauer fassende Stadion (bei NFL-Spielen 66.851-76.877) soll im Zuge des Projekts einem kompletten Umbau unterzogen werden. Laut Angaben der Verantwortlichen sei ein Umbau der bestehenden Heimstätte deutlich günstiger als ein Stadionneubau an anderer Stelle – das Team versucht die Stadt und den Bundesstaat zu Subventionen zu überreden.

Das neue TIAA Bank Field soll ein Treffpunkt aller Generationen werden.
Das neue TIAA Bank Field soll ein Treffpunkt aller Generationen werden. Bild: Jacksonville Jaguars

Insgesamt rechnet Jaguars Präsident Mark Lamping mit Kosten in Höhe von 1,2 bis 1,4 Mrd. Euro für die Modernisierung und den Umbau des TIAA Bank Field. Zusätzlich würden weitere Kosten zwischen 510 Mio. und 620 Mio. Euro für den Bau eines neuen Sportviertels anfallen. Zusammengerechnet liegt der Investitionsrahmen für das Projekt „Stadion der Zukunft“ folglich zwischen 1,6 Mrd. und 1,9 Mrd. Euro. Im Falle eines Neubaus solle das Projekt laut Unterlagen der Stadt Jacksonville zwischen 1,7 und 1,95 Mrd. Euro kosten. Allein die Entwicklung der am 7 Juni 2023 vorgestellten Designpläne soll insgesamt rund 2,4 Mio. Euro gekostet haben.

Durch die Realisierung des Vorhabens könnte es laut Lamping zu einer Aufwertung der gesamten Stadt Jacksonville kommen, indem Downtown mit dem neuen Stadion als wirtschaftlicher Motor fungiert und sich auch positiv auf Stadtviertel auswirkt, die bis dato benachteiligt wurden. Auch den mit einem Neubau gesicherten Verbleib der Jaguars in Jacksonville sieht Lamping als positiv für die gesamte Stadt an. Die Franchise bringt sich damit für die Verhandlungen mit der Stadt in Stellung und hofft auf eine finanzielle Beteiligung dieser in Milliardenhöhe. Das Team strebt eine 50:50-Kostenteilung an, demnach würde je nach letztlicher Kostenlage bis zu knapp 1 Mrd. Euro aus öffentlicher Hand, finanziert durch die Steuerzahler, in die Umbauarbeiten mit einfließen.

Ökonomen und Wirtschaftsprofessoren in den USA kritisieren seit längerer Zeit, dass unabhängige Studien noch nie einen positiven Einfluss eines Stadions auf die lokale Wirtschaft nachweisen konnten – meist sei das Gegenteil der Fall. Abstimmungen über die Subventionierung von Stadionprojekten ließen zuletzt unter anderem die Pläne der Arizona Coyotes und der Oakland A‘s, die aus Steuergründen nach las Vegas übersiedeln wollten, platzen. Der Jaguars-Präsident hofft dennoch, dass im nächsten Frühjahr den NFL-Besitzern ein Konzept zur Genehmigung vorgelegt werden könne. Mit einem Baustart rechnet Lamping aber nicht vor Februar 2026.

Mit öffentlichen Investitionen in Milliardenhöhe soll mitten in der Stadt ein hochmodernes Stadion entstehen.
Mit öffentlichen Investitionen in Milliardenhöhe soll mitten in der Stadt ein hochmodernes Stadion entstehen. Bild: Jacksonville Jaguars

Hintergrund für den Umbau stellt eine technische Analyse des TIAA Bank Field aus dem Jahr 2020 dar. Beamte der Stadt sowie der Jacksonville Jaguars kamen damals zu dem Schluss, dass die „Herausforderungen“ des Stadions durch eine Renovierung anstatt eines kompletten Neubaus gelöst werden können. Neben der technischen Analyse wurden in den damaligen Prozess auch Fanbefragungen und Diskussionen mit Interessensgruppen wie den Universitäten von Florida und Georgia sowie großen Konzertveranstaltern mit einbezogen. Die Fans und deren Komfort standen laut Peter Broeder, Designchef des Architekturbüros HOK, im Zentrum der Entwürfe und hatte Priorität bei der Entwicklung des Designplans.

Highlights des neuen Stadions seien daher deutlich breitere Innenhöfe, die Möglichkeit einer Kapazitätserweiterung von 62.500 auf 71.500 Plätzen bei College-Football-Spielen (an Konzerten noch mehr) sowie der Open-Air-Charakter des Stadions dessen Vordach die Außentemperaturen um 10-15 Grad senken soll und die Fans vor den Wettereinflüssen schützt. Laut Broeder betreffe der Umbau „jeden Zentimeter des bestehenden Stadions“. Die bereits 2014 für 58,4 Mio. Euro installierten Pools im Stadion sollen zudem erhalten werden.

Auf Sitzplätzen die an ein Heimkino erinnern sollen die Zuschauer zukünftig die Spiele der Jaguars anschauen können.
Auf Sitzplätzen die an ein Heimkino erinnern sollen die Zuschauer zukünftig die Spiele der Jaguars anschauen können. Bild: Jacksonville Jaguars

Laut Präsident Lamping könnte das Bauvorhaben in zwei möglichen Ansätzen durchgeführt werden. Der erste Ansatz würde einen Zeitaufwand von 30 Monaten in Anspruch nehmen und hätte zur Folge, dass die Jaguars ihre Heimspiele zwei Jahre auf fremden Boden austragen müsste. Ein weiterer Ansatz sähe eine Bauzeit von vier Jahren vor, wobei die Bauarbeiten hauptsächlich in der spielfreien Zeit von Februar bis in den Spätsommer ausgeführt würden und die NFL-Heimspiele wie gewohnt im TIAA Bank Field stattfinden könnten. Sollten sich Stadt und Franchise auf Ansatz Nummer eins einigen wären mögliche Ausweichstadien das Florida Field der University of Florida in Gainesville oder das Camping World Stadium in Orlando. Aber auch eine Erweiterung des Baseballstadions in der Innenstadt (11.000 Plätze) von Jacksonville oder dem Hodges Field an der University of North Florida (9.400 Plätze) wären denkbare Optionen, wobei für eine Erweiterung um 20.000 Plätze Kosten in Höhe von ca. 115 Mio. Euro entstehen würden. Im Falle von Ansatz zwei rechnet Lamping jedoch ebenfalls mit rund 176 Mio. Euro, die noch auf die Gesamtkosten des Umbaus aufgerechnet werden müssen.

Laut Lamping sei der günstigste und effektivste Weg daher ein zweijähriger Umbau in Verbindung mit einem Umzug nach Gainesville oder Orlando. Mit beiden Betreibern und Eigentümern wurden bereits Gespräche geführt und von beiden Seiten wurde ein generelles Interesse zur Realisierung bekundet. Innerhalb der nächsten Wochen soll es zudem zahlreiche Gesprächsrunden in Jacksonville geben, bei denen es den Bürgern der Stadt möglich sein wird, ihre Meinungen und Erwartungen betreffend des Bauprojekts kundzutun. (Stadionwelt, 09.06.2023)

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